Drei Comic-Helden aus Berlin besuchen Rottweil
Mitte der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts brachen US-amerikanische
Bilderwelten (genannt Comics) über die sich den Wirtschaftswunderjahren nähernde westdeutsche Gesellschaft herein. Triviale Heldengeschichten
wie Prinz Eisenherz, Superman, Batman und die Funnys wie Donald Duck
und Micky Maus wurden nach der entbehrungsreichen Zeit mit Begeisterung gelesen.
In der DDR war so eine hedonistisch angelegte Jugendlektüre eigentlich
verpönt. Dennoch entschied sich die FDJ (Jugendorganisation der SED)
eine eigene Alternative zu schaffen.
Der Mosaik-Verlag wurde gegründet und es entstanden 1955 die Digedags.
Drei kleine Abenteurer, die sich in der ganzen Welt und in verschiedenen
Epochen herumtrieben. Und das, erstaunlicherweise meist ideologiefrei.
1975 entstanden dann als Alternative zu den Digedags die Abrafaxe, gestaltet
von der Zeichnerin Lona Rietschel. Die Fortsetzunggeschichten
der drei kleinen Kerlchen erschienen monatlich in bunten Heftchen und
wurden sogar von den obersten Parteifunktionären gerne gelesen. Zum
Ende der DDR erreichte die Publikation Auflagen im Millionenbereich.
Und – die Abrafaxe gibt es immer noch. Nach der Wende startete der
Verlag mit einem verjüngten ambitionierten Team.
Angepasst, professionalisiert, von bester „Funnyqualität“ gibt es das Monatsheft
heute immer noch . Es bietet Fortsetzungsgeschichten (häufig
20 Hefte lang), spannend und gut recherchiert. Die anspruchsvolle Alternative
zu Micky Maus! Außerdem gibt es noch eine Menge anderer Publikationen
(gebundene Comicalben, Romane, Hörbücher), einen abendfüllenden
Zeichentrickfilm und jede Menge Merchandisingartikel.
Leider ist bei den Abrafaxen die Republik immer noch etwas gespalten.
In den neuen Bundesländern haben sie noch eine breite Fangemeinde
und „im Westen“ sind sie immer noch weitgehenst unbekannt. Erhältlich
sind ihre Geschichten nur im Bahnhofskiosk und im Comicfachhandel.
Das ist ein Mangel!! Und der Verfasser dieser Zeilen hat deswegen die
Jungs mal nach Rottweil auf ein kleines Abenteuer eingeladen. Mit
freundlicher Genehmigung der Mosaikleute erscheint ein Teil der Geschichte
in diesem Buch. Fortgesetzt wird sie wahrscheinlich im Internet.
Der Spiegel, als ein unbestechliches Instrument, den Prozess des Alterns
vor Augen führend, der Vergänglichkeit, aber auch Zeuge der
Eitelkeit, spielt in der Geschichte eine große Rolle.
Die Abrafaxe, angereist zur Fasnetszeit, geraten als Forschungsobjekte
unter die Fittiche von Professor Medsker, der anhand nicht alternder Comicfiguren,
das Mysterium der ewigen Jugend entschlüsseln will.
Vorhang auf für „Die Abrafaxe und die Spiegel der Erkenntnis“.
Text und Zeichnungen stammen von Gischbl. Nur dank der intensiven
Mithilfe von Mosaik Chefredakteur Jörg Reuter und Zeichner
Thomas Schiewer erreichten die Figuren die zeichnerische Lebendigkeit
und Leichtigkeit der Originale. Danke!!!
|